EIN UNENDLICH KURZER SOMMER von Kristina Pfister
Werbung | Rezensionsexemplar
Quote:
»Wir waren unendlich, du und ich und der Sommer. Das Floß schwankte unter deinem Gewicht, wackelte. So erinnere ich mich an dich: Ausgebreitete Arme, deine langen, weißen Beine in zu kurzen, roten Shorts. Deine gebräunten Arme. Dein vom Sommer ausgeblichenes Haar. Die kleinen, hellen Fältchen neben deinen Augen. Und das grünbraune Wasser des Sees unter uns. Ich lag auf dem Floß und hielt mir einen Arm vors Gesicht, wenn du mit einem Platschen ins Wasser sprangst. Zu viele Algen, sagte deine Tante, ein viel zu warmer Sommer. Genau richtig für mich, sagte ich. Es kann gar nicht warm genug sein. Genau richtig für uns, sagtest du.« — „Ein unendlich kurzer Sommer“ von Kristina Pfister.
Lale ist gerade einfach alles zu viel. Deshalb flüchtet sie vor ihrem Leben und nimmt den erstbesten Zug, der sie irgendwo ans gefühlte Ende der Welt bringt. Auf einem heruntergekommenem Campingplatz mitten im Nirgendwo findet sie Zuflucht. Sie hilft dem alten, etwas grantigen Besitzer Gustay, bei allem, was gerade anfällt und denkt möglichst wenig an ihr wahres Leben, in das sie doch irgendwann zurückkehren muss.
Als Christophe das Haus seiner verstorbenen Mutter aufräumt, findet er einen nie abgeschickten Brief, der ihm verrät, dass der Man, den er sein Leben lang für seinen Vater gehalten hatte, eigentlich gar nicht sein Vater war. So macht auch er sich auf den Weg in die Provinz und damit auf die Suche nach seiner Vergangenheit. Dort Begegnet er seinem Vater, der so gar nicht ist, wie Christophe ihn sich vorgestellt hatte. Und Lale. Lale, die sein Leben auf den Kopf stellt und die zwar so anders und verschlossen ist und an die er einfach nicht aufhören kann zu denken.
Und dann überschlagen sich die Ereignisse uns nicht nur die Leben und Gefühlswelten der beiden Hauptfiguren stehen auf einmal Kopf, sondern auch die der Dorfbewohner in ihrer sonst so abgekapselten und ruhigen Pampa.
Sommer, Sonne und die Schatten, die überall hin folgen
Alles an diesem Buch schreit nach Sommer. Obwohl ich das Buch an kalten und verregnet-grauen Tagen gelesen habe, konnte ich mich gut in die Atmosphäre hineinversetzen. Was zunächst scheint wie eine lockere Lektüre, entpuppt jedoch sich schnell als zwar immer noch kurzweilig, aber zugleich auch äußerst tiefgründig. Leitenden Motive beispielsweise, sind Verlust und die Bewältigung von Trauer.
Das Gefühl, dass alles einfach zu viel ist und das man einfach nur noch raus aus seinem Leben möchte, kennen glaube ich viele von uns, wenn auch die Gründe bei allen sicherlich andere sind. Häppchenweise erfahren die Leser*innen, was genau Lale und Christophe umtreibt und wie es überhaupt zu dem Campingplatzbesuch der Beiden kam. Immer wieder taucht dabei die Frage auf, was eigentlich wichtig ist, im Leben und was die Figuren wirklich wollen.
Jede Menge Tiefgang
Es geht um Selbstfindung und ums Loslassen, um Freundschaft und Familie; und um die bloße Freude am Leben. Poetisch, komisch, melancholisch, tieftraurig und gleichzeitig hoffnungsvoll erzählt Kristina Pfister so nicht nur die Geschichte eines Sommers, sondern gibt auch einen tiefen Einblick in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von fünf Figuren, die unterschiedlicher kaum sein könnten.
Bibliographisches zum Buch „Ein unendlich kurzer Sommer“
Erschienen bei FISCHER Taschenbuch.
ISBN: 978-3-596-70620-4
Umfang: 368 Seiten
Preis (Paperback): 16€
Link zur Buchseite beim Verlag
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Nach Sommer sehne ich mich gerade, das Wetter macht einem ganz schön zu schaffen;)
Alles Gute
Karlie
Hallo Eve, dass hast Du wieder sehr gut rezensiert;)
Grüße
Johanne