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Worum geht’s?
Manu steht zwei Tage lang auf dem Dach eines Hauses und… sie springt. So extrem die Situation auch ist, in dem Roman geht es zunächst einmal nicht um sie. Stattdessen begleitet das Buch über drei Tage hinweg 10 (mit Manu sind es 11) Menschen in ihrem Kleinstadtleben, das von Manu ganz schön durcheinander gebracht wird.
Meine Gedanken:
Obwohl der Prolog schon einen Einblick mitten ins Geschehen gewährt, setzt die Geschichte danach im doch eher unaufregenden Alltag der verschiedenen Akteure ein.
Episodisch werden deren Schicksale erzählt, wobei Kapitel für Kapitel immer wieder jemand anderes im Fokus steht.
Besonders spannend ist, wie unterschiedlich die Perspektiven sind, die das Geschehene erzählen. So wird ein Teil des Romans aus Finns Sicht, dem Partner von Manu, erzählt, ein anderer, aus der eines Teenagers, der scheinbar nichts besseres zutun hat, als Manu dabei zu filmen, wie sie oben auf dem Dach steht und mit Ziegeln um sich wirft.
Interessant dabei ist, dass Lappert für Manu als einzige kaum Empathie zu erzeugen versucht. Lediglich das Hintergrundwissen einiger anderer Charaktere führt zu einem gewissen, aber immer noch begrenzten Verständnis.
Der Roman beleuchtet welche Tragweite das Handeln des Einzelnen haben kann, so schöpfte beispielsweise Winnie, eine übergewichtige Schülerin aus den Ereignissen die Kraft, sich gegen die Schikanen ihrer Mitschüler zu wehren und sogar für andere einzustehen. Gleichzeitig hat sich der Polizist Felix von alldem an ein traumatisches Erlebnis seiner Vergangenheit erinnert gefühlt.
Hierbei ist lediglich schade, dass die Charaktere an sich meist zwar gut gebaut, aber auch mindestens genauso klischeebeladen sind. Zudem wird das Buch aufgrund des Durcheinanders der Einzelschicksals teilweise etwas langatmig und zäh und scheint nur noch wenig mit Manu, dem gemeinsamen Dreh- und Angelpunkt zutun zu haben.
Das Buch auf vielen Ebenen, dass selten etwas ist, wie es zunächst scheint, bleibt in dieser Aussage aber gleichzeitig oft etwas zu wage.
Die Autorin erzählt diese Geschichte mit einer sehr angenehm lesbaren Sprache, die trotz ihres teils leicht poetischen Klangs nicht an Authentizität verliert.
Fazit:
Zusammengefasst ist dieses Buch super interessant und versucht eine Kleinstadt zu Portraitieren, wobei die sich Autorin hier etwas zu sehr an Klischees bedient. Zudem hat das Buch ein paar Längen, liest sich aber dennoch, besonders wegen der wundervollen Sprache der Autorin sehr angenehm. Ich gebe diesem Buch 3,5 Sterne: 🌟🌟🌟☆☆.
Titel: Der Sprung
Autor: Simone Lappert
Verlag: Diogenes
Seitenanzahl:
Et: 336
ISBN: 978-3257070743
Preis: 22,00€ [D] [gebundenes Buch]
Klappentext:
Eine junge Frau steht auf einem Dach und weigert sich herunterzukommen. Was geht in ihr vor? Will sie springen? Die Polizei riegelt das Gebäude ab, Schaulustige johlen, zücken ihre Handys. Der Freund der Frau, ihre Schwester, ein Polizist und sieben andere Menschen, die nah oder entfernt mit ihr zu tun haben, geraten aus dem Tritt. Sie fallen aus den Routinen ihres Alltags, verlieren den Halt – oder stürzen sich in eine nicht mehr für möglich gehaltene Freiheit.
So viel heute von mir. Ich hoffe euer Lesejahr 2020 hat gut gestartet!
Alles Liebe
Eure Eve