Startseite » 5 Sterne » EINE FRAGE DER CHEMIE von Bonnie Garmus

EINE FRAGE DER CHEMIE von Bonnie Garmus

Was ist kochen für euch? Ist es einfach nur die Zubereitung von Lebensmitteln? Ein schöner Ausgleich zum stressigen Alltag? Oder im Gegenteil ein zusätzliches, stressiges to do auf der Liste? Für Elizabeth Zott ist Kochen Chemie. Und eine Möglichkeit, für sich und ihre Tochter zu sorgen, in Einer Zeit, in der die Frau in aller Regel sich noch vor allem um die Kinder gekümmert und den Haushalt geschmissen hat.„Eine Frage der Chemie“ von Bonnie Garmus ist bei Piper erschienen, wurde von Klaus Timmermann und Ulrike Wasel übersetzt und spielt in den Vereinigten Staaten der 60er Jahre.

Ich habe ja schon einmal vor dem Erscheinungstermin von dem Buch erzählt und gesagt, dass es laut der Beschreibung an das „Damengambit“ von Walter Tevis erinnern soll. Die Rezension zu diesem Buch findet ihr auf meinem Blog, den Link habe ich in die Shownotes gepackt. Auf jeden Fall war das Damengambit im letzten Jahr ein absolutes Highlight für mich, an dem einfach so viel gestimmt hat. Deswegen waren die Erwartungen hier jetzt auch relativ hoch.

Vereinfacht gesagt haben Beth aus dem Damengambit und Elizabeth Zott aus „Eine Frage der Chemie“, mal abgesehen vom Vornamen, eine große Gemeinsamkeit: Sie beide sind wahnsinnig kluge Frauen, in einer Männerwelt, in der sie permanent unterschätzt werden. Während die eine Schach spielt, etabliert sich die andere in der Wissenschaft, zu einer Zeit, in der das Studieren für Frauen an den meisten Universitäten noch nicht einmal erlaubt ist.

Elizabeth Zott bekommt eine Menge Gegenwind für ihren unkonventionellen Lebensweg: Sie will keine Kinder bekommen, will nicht heiraten sondern einfach nur ihren Beitrag zur Abiogeneseforschung leisten und darin ist sowie verdammt gut. Leider ist „gut sein“ oder sogar „die Beste sein“, zumindest als Frau in der Wissenschaft, nicht genug. Viel mehr zählt die Reputation. 

Wenn das Leben dazwischen kommt

Nachdem Elizabeths Freund stirbt, von dem sie auch noch ungeplant ein uneheliches Kind erwartet, erhält Elizabeth also die Kündigung und sitzt quasi auf der Straße. Jahre später verliert sie wieder ihren Job und bekommt das Angebot, eine Kochsendungen zu moderieren. Gegen den Willen des Managements macht sie daraus noch so viel mehr: Eine Sendung über Chemie und, vor allen Dingen, eine Sendung, die Frauen Mut macht, für sich und für ihre Interessen einzustehen und ihnen Selbstvertrauen schenkt. Und ganz nebenbei schafft es, auch den Leser*innen des Romans eine neue Perspektive auf die Arbeit als Hausfrau zu geben.

„Eine Frage der Chemie“ erzählt also die Geschichte einer emanzipieren, leidenschaftlichen Frau, die weiß was sie will und sich weigert, sich von irgendjemandem vorschreiben zu lassen, was sie zu tun hat und wie sie es zu tun hat. Gegen allen Widerstand kämpft sie sich durch und sucht sich ihren Weg, ohne dabe an Verletzlichkeit zu verlieren. In Kombination mit all ihrer Stärke wirkt sie so unfassbar nahbar.

Der Roman ist kurzweilig und fesselnd, lehrreich, erschütternd und niederschmetternd zugleich. Sehr beeindruckend fand ich dabei, auf was für eine leichte Art hier Humor und Gesellschaftskritik miteinander verwoben werden. „Eine Frage der Chemie“ steht Walter Tevis „Damengambit“ in meinen Augen also in nichts Nach und das ist wohl eine der stärksten Leseempfehlungen die ich aussprechen kann.


Hör auch mal in die Podcastfolge zu EINE FRAGE DER CHEMIE rein:


Bibliographisches zum Buch

Erschienen bei Pieper.

ISBN:  978-3-492-07109-3

Umfang: 464 Seiten

Preis (Hardcover): 24€

Link zur Buchseite beim Verlag


Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar!

Eve Bernhardt

Eve Bernhardt ist in Göttingen aufgewachsen und liest schon so lange sie denken kann. Nach ihrem FSJ Kultur studierte sie Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus in Hildesheim. Sie arbeitet als Journalistin und betreibt seit 2020 betreibt ihren eigenen Jugendbuchpodcast.

Schreibe einen Kommentar

Ich freue mich, mit euch ins Gespräch zu kommen!

Zurück nach oben