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ENDE IN SICHT von Ronja von Rönne

ACHTUNG, im Buch „Ende in Sicht” geht es um Depressionen und um Suizidversuche. Falls ihr euch mit dem Thema nicht wohl fühlt, lest bitte nicht weiter und sucht euch wenn nötig Hilfe.

Nicht mal Sterben bekam sie hin.

„Ende in Sicht” Ronja von Rönne

„KÖNNTEST DU DIE FREUNDLICHKEIT BESITZEN, NICHT IN MEINEM AUTO ZU STERBEN?“, brüllte sie also, und Juli fuhr erschrocken auf und sah ihre Chauffeurin irritiert an, drückte wieder die Serviette an die Wange. Dann nickte sie schließlich und Hella atmete aus.

„Ende in Sicht” Ronja von Rönne

In Ronja von Rönnes „Ende in Sicht“ geht es um die fünfzehnjährige Juli sowie um die Seniorin und das ehemalige Schlagersternchen Hella. Beide wollen sterben, haben genug vom Leben und glauben, dass es ihnen nicht mehr allzu viel zu bieten hat. Während sich Hella also auf den Weg zur Sterbehilfe von Dignitas in der Schweiz macht, stürzt sich Juli von einer Brücke auf die Autobahn. Zu ihrem Glück, auch wenn sie das nicht so sehen will, ist die Brücke zu flach, als dass ihr beim Sturz ernsthaft etwas passiert. Hella, vor der Juli sozusagen vom Himmel fällt, fährt auch noch ebenfalls zu langsam, als dass sie Juli mit einem Zusammenstoß ihren Wunsch vom Sterben hätte erfüllen können. 

Stattdessen überredet Hella Juli dazu, mit in ihr Auto zu steigen und bringt sie in ein Krankenhaus. Dort hält man Hella für Julis Großmutter und sie bekommt das Gefühl, sie sei irgendwie verantwortlich für die Teenagerin. Juli schlägt die Seniorin dazu breit, sie noch ein Stück mitzunehmen. Angeblich soll ihr Vater sie an einem Rastplatz auf dem Weg abholen, doch dort taucht er nicht auf. Dann erzählt Juli Hella, dass sie ihre Mutter in Trier besuchen möchte und das liegt ja irgendwie auf Hellas Weg, sodass die Beiden auf einem gemeinsamen Roadtrip landen. Einem Roadtrip, auf dem zwei eigentlich fremde Menschen, die unterschiedlicher kaum sein könnten, eng zusammenwachsen.

Die Dynamik macht’s aus

Beide haben mit Einsamkeit zu kämpfen und das Gefühl den Sinn im Leben verloren zu haben. Während Hella einfach immer mehr von der Welt vergessen zu werden scheint, nagt es zunehmend an Juli, dass ihre Mutter sie als Kind verlassen hat und mit Abwesenheit glänzt, während ihr Vater zwar alles für sie tut, was er kann, aber neben der Arbeit selbst auch nur wenig Zeit übrighat. Das Verhältnis der beiden macht die Geschichte meiner Meinung nach aus. Es geht nicht darum, wie sich die Beiden in ihren eigenen seelischen Abgründen verlieren, oder zumindest nicht vorwiegend. Es geht um ihre Reise, um ihre Dynamik und darum, was sie miteinander und voneinander lernen.

Teilweise driftet das Buch mit Ronja von Rönnes Erzählweise etwas ins Komische bis Groteske ab, an anderen Stellen ist es melancholisch oder auch mal ein wenig pathetisch. Das Buch ist sehr kurzweilig und schafft es doch tiefe Einblicke in zwei verletzte Seelen zu geben. 

Mich persönlich konnte Ronja von Rönne mit „Ende in Sicht“ sehr berühren. Obwohl das Buch einen recht schonungslosen Blick auf Depressionen wirft, ist die Stimmung nicht erdrückend sondern bleibt doch die meiste Zeit relativ locker.

Hör auch mal in die Podcastfolge zum Buch rein:

Bibliographisches zum Buch

Erschienen bei dtv.

ISBN:  978-3-423-28291-8

Umfang: 256 Seiten

Preis (Hardcover): 22€

Link zur Buchseite beim Verlag

Eve Bernhardt

Eve Bernhardt ist in Göttingen aufgewachsen und liest schon so lange sie denken kann. Nach ihrem FSJ Kultur studierte sie Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus in Hildesheim. Sie arbeitet als Journalistin und betreibt seit 2020 betreibt ihren eigenen Jugendbuchpodcast.

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