Habt ihr euch eigentlich schon mal mit der Geschichte indigener Völker in Kanada auseinanderstesetzt? Ich bisher kaum, umso mehr habe ich mich gefreut, als ich über Kukum gestolpert bin!
Diese Rezension gibt es auch als Podcast!
Der Autor Michel Jean erzählt in seinem Buch die Geschichte seiner Urgroßmutter Almanda, die als Waise von ihrer Tante und ihrem Onkel aufgezogen wurde. Mit fünfzehn lernt sie Tomas, einen jungen Innu kennen und verliebt sich trotz der kulturellen Unterschiede sofort in ihn.
Kurz Dazu: Die Innu sind eine Gruppe der nordamerikanischen indigenen Völker, beziehungsweise werden sie in dem Buch selbst auch als Indianer bezeichnet. Sie gehören zu den First Nations in Kanada und leben im Osten Kanadas. Früher, mittlerweile hat sich das durch Einflüsse von außen etwas geändert, haben sie von der Jagd und vom Sammeln und gebietsgebunden halbnomadisch gelebt. (Klick zur Quelle)
Tomas und Almanda heiraten und sie schließt sich seinem Nomadenstamm an, lernt seine Sprache, übernimmt die Riten und Gebräuche des Innustamms.
Michel Jean schreibt vom Ende der traditionellen Lebensweise der Nomadenvölker im Nordosten Amerikas, schreibt davon, wie ihre Umwelt zerstört wurde und sie zur Sesshaftigkeit gezwungen und in Reservate gesperrt wurden.
Wenn nicht wir, wer dann?
Er sagte zu seinem Buch einmal, dass er die Verantwortung spüre, die Geschichten der Innu und der Mitglieder der First Nations zu erzählen. In Nordamerika beginne die Geschichte mit der Ankunft von Kolumbus im 15. Jahrhundert, und die Kanadas Cartier im 16. Jahrhundert. Aber die Indigenen Völker seit mehr als 15 000 Jahren dort leben. „Wenn wir unsere Geschichten nicht erzählen, wer dann?“
Spannend dabei finde ich, dass er als Innu die Perspektive seiner Urgroßmutter für seinen Roman gewählt hat und nicht etwa die von Tomas, seinem Urgroßvater. Damit hat er also eine Perspektive von Außen gewählt, die Perspektive einer Frau, die nicht als Innu sozialisiert wurde. Stattdessen hat er sich bewusst für ihre Bräuche und Lebensweisen entschieden. Diese Perspektive habe ich als relativ zugänglich und niedrigschwellig empfunden. Gemeinsam mit ihr habe ich als Leserin entdeckt, wie anders die Innu gelebt haben, als ich selbst es gewohnt bin.
Kukum ist ein mitreißendes Buch, ein Buch das mich stellenweise sehr wütend gemacht hat und ein Buch, das dazu führt, dass ich mich jetzt etwas mehr mit der Geschichte indigener Völker auseinanderzusetzen. Es ist eine Rekonstruktion jüngerer Geschichte der Innu und falls euch die Thematik interessiert, kann ich es euch wirklich sehr empfehlen.
Bibliographisches zu Kukum
Erschienen im Wieser Verlag
ISBN: 978-3-99029-470-3
Umfang: ca. 300 Seiten
Preis (gebungene Ausgabe): 21,00€
Link zur Buchseite beim Verlag
Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar!
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Hi, wie schön, dass ihr da seid. Ich bin Eve und das hier ist writtenbetweenthelines der Bücherpodcast! Ich liebe es zu lesen und immer wieder neue Bücher zu entdecken. Und wenn mich ein Buch so richtig packt, oder auch nicht, liebe ich es, mich darüber auszutauschen und das möchte hier mit euch machen! Besonders oft spreche ich hier über Bücher für Jugendliche und junge Erwachsene. Ich freue mich, dass ihr reinhört!
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Hallo Zurück!
Erstmal: An alle, die diese Folge mit Kopfhörern hören: I’m sorry für die Glocken und Autogeräusche!
Nach langer Pause melde ich mich wieder aus der Versenkung und bringe vier Bücher mit, von denen ich euch erzählen will:
- All our hidden Gifts von Caroline O’Donoghue
- Vergissmeinnicht – Was man bei Licht nicht sehen kann von Kerstin Gier
- Kukum von Michel Jean – und
- Dafuq von Kira Jarmysch